In den Monaten nach unserem umfassenden Experten-Rundtischgespräch am 21. Juni 2022 in der Villa Borsig ist die innenpolitische, außenpolitische und auch die wirtschaftliche Lage Bulgariens in vieler Hinsicht schwieriger geworden. Die globalen Krisen: Corona-Pandemie, Energieversorgungs- und Klimakrise, Rückgang der Globalisierung und schließlich der Anstieg der Inflation treffen Bulgarien und seine Menschen härter als die meisten andere Länder Europas. Hinzu kommen die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sowie hybride Angriffe gegen die internationale Rechts- und Werteordnung. Die komplex strukturierte Gesellschaft Bulgariens steht unter wachsendem Stress - wirtschaftlich, wie auch aufgrund propagandistischer Hetze und starkem Druck äußerer politischer Kräfte. Dem bulgarischen Parteiensystem ist trotz vier Wahlgängen innerhalb von zwei Jahren nicht gelungen, eine stabile Regierung hervorzubringen. Am 2. April soll erneut gewählt werden. Wie lange hält die bulgarische Demokratie das aus? Wie steht es um die Zuverlässigkeit Bulgariens als Partner in der Europäischen Union, in der NATO, der OSZE und innerhalb seiner komplexen regionalen Nachbarschaft?
Durch eine Staffel von drei virtuellen „Kamingesprächen“ am 15. November, am 8. Dezember und am 30. Januar zum Thema „Bulgarien: Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in herausfordernden Zeiten“ sind wir mit herausragenden Expertinnen und Experten aus dem Deutschen Bundestag, der Bundesregierung, der Wirtschaft und Kultur beider Länder diesen Themen auf den Grund gegangen. Im Ergebnis kommen wir zu dem Schluss, dass Bulgarien gegenüber allen Herausforderungen bisher hohe Resilienz gezeigt hat und weiter durchhalten will. Bulgariens Partner in Deutschland sind besorgt, bleiben aber optimistisch. Die Experten zeigten sich überzeugt, dass die demokratischen Kräfte in Bulgarien - nicht zuletzt die Zukunftsgenerationen - alle destruktiven Spaltungsversuche überwinden werden. Auch das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in Bulgarien ist ungebrochen. Die Beziehungen zwischen Unternehmen und zwischen Institutionen beider Länder erweisen sich als solide. Alle von uns beobachteten deutsch-bulgarischen Partnerschaften bleiben stabil. Russische, türkische oder andere Versuche, Bulgariens konstruktive Rolle innerhalb der westlichen Bündnisstrukturen zu erschüttern, scheitern am solide demokratischen Kern der bulgarischen Zivilgesellschaft.
Als Deutsch-Bulgarisches Forum verfolgen wir die weitere Entwicklung aufmerksam. Die außerordentlichen Anstrengungen Bulgariens bei der Bewältigung aller aktuellen Schwierigkeiten verdienen großen Respekt - nicht zuletzt aus Deutschland. Dazu wollen wir beitragen.